Episode 1: Wohin denn nun?
Paul Planer hat mal wieder so richtig viel um die Ohren. Die Termine jagen durch den Wochenkalender wie ein Rudel wild gewordener Hasen. Kaum einer ist wirklich zu greifen und schon fort, bevor er ihn richtig abschließen kann.
Ständig drängt die Zeit. Die Ausschreibung für den Schornstein muss heute noch raus. Immer diese Panik mit den Lieferfristen. Wenn sich der Bauherr doch bloß auf die Farbe festlegen könnte. Paul schickt die Ausschreibung gerade noch rechtzeitig an den Auftraggeber, der dann alles Weitere macht, sagt er, damit es schneller geht und er Kosten spart, soll er doch.
Eine der vielen Mails des Bauherren enthält auch den Liefertermin und andere Details für den Kamin. Viele Wochen macht Paul sich auf den Weg zur Baustelle, um den Schornstein zu prüfen, bevor er aufgestellt wird. Pünktlich ist er vor Ort. Das scheint ein guter Tag zu werden, denkt er – bis er feststellt, dass er ziemlich allein auf weiter Flur ist. Hat er sich doch im Termin vertan?
Schnell mal beim Bauherren anrufen, aber der kommt ihm zuvor. Die Hoffnung auf einen guten Tag zerplatzt mit einem lauten Knall. Er solle zum Bauherren kommen, so schnell wie möglich, mehr erfährt er nicht.
„So schnell wie möglich“ ist heute alles andere als fix. Auf seiner Fahrt durch das Wohn- und Bürogebiet, in dem auch der Auftraggeber residiert, wird Paul jäh von einem Polizisten gestoppt. „Nein, da geht nichts, kehren Sie um und umfahren Sie dieses Viertel weiträumig“, heißt es. Das Kino in Pauls Kopf läuft auf Hochtouren.
Düster dämmert ihm, dass die ganze Sache hier wohl irgendwas mit ihm zu tun haben könnte. Was denn passiert sei, will Paul wissen. Der Polizist antwortet lächelnd: „Da ist bloß ein Sattelschlepper mit Überlänge in das Wohngebiet reingefahren …“ Der Rest des Satzes hört er kaum noch. Das Wort „Schornstein“, das wie durch Wattefilter bei ihm ankommt, lässt alle Hoffnungen erodieren, dass dieses Chaos nichts mit der Baustelle zu tun hätte.
„Wir räumen hier ein paar Straßen, damit der Sattelzug wieder herauskommt“, endet der Beamte. Das Lokalradio berichtet mittlerweile live, ein Fernsehsender sei im Anmarsch. Vier Stunden und viele Abschleppfahrzeuge später ist der Weg frei für einen 25 m langen Schornstein, der genau die richtigen Maße und genau die richtige Farbe hat, aber leider nicht die richtige Lieferadresse. Mit Polizeieskorte kommt das Stahlkonstrukt dann doch noch auf die Baustelle – 4 Stunden später.
Und jetzt? Wie Juristen die verschiedenen Zuständigkeiten bewerten, mag für „normale“ Menschen nicht nachzuvollziehen sein. Besser, man lässt sie gar nicht erst auf das Spielfeld. Wahrscheinlich wäre der ganze Ärger zu vermeiden gewesen, wenn Paul Planer sich diese unsägliche Mail genauer angesehen hätte. Vielleicht wäre ihm die falsche Lieferadresse aufgefallen. Besser wäre es wohl gewesen.
Tipp zur Episode:
Besser auch mal für Dritte mitlesen und mitdenken. Natürlich – es ist immer zu wenig Zeit, schon für die eigenen Aufgaben. Aber hinterher fressen solche Missgeschicke noch viel mehr Aufmerksamkeit als es das Lesen einer Mail und ein Anruf gekostet hätte. Tatsache ist aber auch, dass man oft erst hinterher weiß, welche Mails man hätte lesen sollen. Paul Planer ist nicht für alles zuständig, was auf der Baustelle geschieht, aber es spart Zeit, die Augen richtig offen zu halten.